Kärnten ist auf dem besten Weg zur kinder- und familienfreundlichsten Region zu werden. Ein dazugehöriges Erfolgsprojekt, das Familien bereits ab der Schwangerschaft Unterstützung bietet, ist das Modell der „Frühen Hilfen“. „Ziel ist es, Überforderungen und Verunsicherungen zu minimieren, Spannungen anzusprechen und Perspektiven zu eröffnen – und das so früh wie möglich“, so Landeshauptmann Peter Kaiser. Eine Vereinbarung zwischen den drei Trägern Bund, Länder und Sozialversicherungen, soll das kostenlose Angebot für Familien jedenfalls bis 2028 sichern. Diese wird Kaiser in der nächsten Regierungssitzung dem Kollegium und schließlich dem Kärntner Landtag zur Beschlussfassung vorlegen.
„Frühe Hilfen sollen im Alltag unterstützen, Familien entlasten und die Erziehungskompetenz fördern“,
betont Kaiser. Häufig seien es medizinische Einrichtungen, Ärztinnen und Ärzte, Hebammen, soziale Vereine, Kindertagesstätten oder Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe, die den Unterstützungsbedarf bei Familien erkennen.
„Die Betroffenen werden dann kontaktiert und man unterbreitet ihnen das kostenlose, freiwillige und auf Wunsch auch anonyme Angebot“,
so der Landeshauptmann. Immer häufiger wenden sich die Hilfesuchenden auch von sich aus bei den bestehenden Netzwerken. Der Kontakt zu den (werdenden) Müttern und Vätern kann in der Folge bei den Betroffenen zu Hause, in den Räumlichkeiten der Frühen Hilfen sowie in Kliniken und Institutionen stattfinden.
Die vorliegende Vereinbarung sieht unter anderem ein flächendeckendes und bedarfsgerechtes Angebot der Frühen Hilfen sowie die Einrichtung nationaler aber auch regionaler Koordinationsgruppen vor. Die Finanzierung soll zu je einem Drittel über Bund, Länder und Kranken- sowie Pensionsversicherungsträger erfolgen. Für die Jahre 2024 bis 2028 stehen jährlich maximal 21 Millionen Euro zur Verfügung, wobei ein Teil davon für die Finanzierung eines Nationalen Zentrums sowie für die vorgesehene Evaluierung reserviert ist. Auf Kärnten entfallen rund 5,4 Millionen Euro. Angesiedelt sind die „Frühen Hilfen“ in der Gesundheitsabteilung des Landes, umgesetzt werden sie vom AVS Kärnten in allen Bezirken.
„Mit der Etablierung der Frühen Hilfen in allen Bezirken ist es uns auch gelungen, sämtliche Krankenhäuser mit Gynäkologischen Abteilungen und Abteilungen für Kinder- und Jugendhilfe miteinzubinden. Ebenso konnten viele andere Institutionen in den Regionen für das Projekt gewonnen werden“,
erklärt Gesundheitsreferentin Beate Prettner.
Seit Beginn des Projektes konnten in Kärnten bereits 1.500 Familien kontaktiert werden. „Davon wurden mehr als 1.000 Familien in längerfristige Begleitung übernommen und rund 270 Familien bekamen eine kurzfristige Unterstützung“, informiert Prettner. „In den von den Frühen Hilfen begleiteten Familien haben knapp 1.100 Kinder von den Unterstützungsmaßnahmen profitiert.“ Die Bilanz des Vorjahres zeigt, wie sehr das Angebot in Anspruch genommen wird:
„2023 wurde zu 259 Familien Kontakt aufgenommen, mehr als die Hälfte davon meldete sich selbst bei den Frühen Hilfen und die anderen Familien bzw. Erziehenden wurden durch Fachpersonal und unterschiedliche Institutionen zugewiesen. Ein geringer Teil wurde zudem über Freunde, Bekannte oder Verwandte vermittelt. 31 Prozent der Familienbegleitungen begannen bereits in der Schwangerschaft“,
berichtet Prettner.
Die häufigsten Beweggründe, die Frühen Hilfen 2023 aufzusuchen, waren: Hinweise auf Belastungen der Familie (medizinisch oder sozial) und Anzeichen von Überforderung/Ängsten bei Eltern (jeweils 27%); Unterstützung bei administrativen, organisatorischen und rechtlichen Dingen (12%); Hinweise auf Unsicherheit oder Probleme im Umgang mit dem Kind sowie kein soziales Netz oder sonstige Betreuung/Unterstützung vorhanden (jeweils 11%). Wie die Gesundheitsreferentin sagt, sei die Dauer einer Familienbegleitung „doch sehr unterschiedlich; im Vorjahr dauerten die 138 in Anspruch genommenen Begleitungen durchschnittlich 15 Monate.“ Am Ende können sich die Ergebnisse wirklich sehen lassen: „Es sind in vielen Bereichen Verbesserung deutlich, ganz besonders wird die Eltern-Kind-Bindung gestärkt und die Elternkompetenz gefördert.“ Die Feedbacks von Eltern ergaben, dass sie Vertrauen zu den betreuenden Personen hatten und sich von ihnen verstanden fühlten. Sie haben mehr Selbstvertrauen gewonnen und zu sich selbst gefunden.
In Kärnten stehen in jedem Bezirk eine Anlaufstelle und drei Netzwerke zur Verfügung. Insgesamt sind 9,5 Vollzeitkräfte mit unterschiedlicher Fachkompetenz im Einsatz.
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Rückfragehinweis: Büro LR.in Prettner
Redaktion: Grabner/Schäfermeier/Stirn