Pflegenahversorgung und Community Nursing: Ein Netzwerk der Pflege

Pflegenahversorgung und Community Nursing: Ein Netzwerk der Pflege. Silvia Fellner, LR.in Beate Prettner und Margit Maier. Foto: Büro Prettner

 „Im Jahr 2019 lebten in Kärnten 61.300 Menschen, die älter als 75 Jahre waren. Im Jahr 2030 wird diese Zahl um 18 Prozent steigen. Noch deutlicher steigt die Zahl der Hochaltrigen, also der über 85-Jährigen. Das stellt unser Pflegewesen natürlich vor große Herausforderungen. Aus diesem Grund wird die Bedeutung der frühzeitigen, präventiven Pflegebetreuung, immer wesentlicher“,

erklärte heute Gesundheitsreferentin Beate Prettner im Rahmen einer Pressekonferenz.

„Als diesbezügliches Erfolgsmodell erweist sich die so genannte Pflegenahversorgung direkt vor Ort, also in den Gemeinden. Mit diesem Projekt ist Kärnten schon im Jahr 2019 an den Start gegangen. Im Jahr 2022 ist der Bund gefolgt – mit dem gleichen Projekt unter dem Namen Community Nursing“,

so Prettner.
Mit Stand heute sind in Kärnten 94 der 132 Gemeinden mit diesen präventiven Vor-Ort-Modellen ausgestattet – 83 Gemeinden mit der Pflege-Nahversorgung, elf Gemeinden mit dem Community Nursing.

„Allerdings hat der Bund sein Community Nursing-Modell mit 31. 12. 2024 befristet. Nach derzeitigem Stand wird der Bund tatsächlich mit Jahresende aus dem Projekt aussteigen und eine etwaige Weiterführung den Bundesländern überlassen. Auch die GÖG (Gesundheit Österreich GmbH), die aktuell die Community Nurses betreut, wird von dieser Aufgabe befreit“,

informierte Prettner.
Abgesehen vom Namen – Pflegenahversorgung bzw. Community Nursing – weisen die beiden Modelle kaum Unterschiede auf. Bis auf zwei Punkte: Die Community Nurses müssen DGKPs, also diplomierte Fachkräfte, sein; in der Pflegenahversorgung ist das kein Muss; es können auch Sozialfachkräfte sein. Der andere Unterschied betrifft die Finanzierung: Die Pflegenahversorgung wird vom Land Kärnten zu 75 Prozent finanziert; die restlichen 25 Prozent kommen von der Gemeinde – und zwar für die ersten drei Jahre. Danach werden die Kosten halbe-halbe zwischen Land und Gemeinden aufgeteilt. Das Community Nursing hingegen wird vom Bund zu 100 Prozent finanziert… zumindest bis Jahresende.

Wie Prettner informierte, sei es dem Land in zähen Verhandlungen mit dem Bund gelungen, die Erlaubnis zu erhalten, die Community Nursing-Struktur mit der Pflegenahversorgungs-Struktur zu verbinden bzw. zu integrieren. „Das heißt konkret: Von den elf Community Nursing-Gemeinden stehen bereits sechs Gemeinden in Kooperation mit unserer Pflegenahversorgung. Diese sechs Gemeinden können nach Ablauf der Bundesfrist fließend vom Land Kärnten übernommen werden. Für die betreuten Personen in den Gemeinden gibt es damit keine Ausfälle, für sie ändert sich nichts.“

Die restlichen fünf CN-Gemeinden seien mit dem Land noch in keine Kooperation getreten.

„An diese appelliere ich, sich beim Land zu melden, damit wir auch mit ihnen das präventive Pflegebetreuungskonzept harmonisiert und lückenlos ab 1. Jänner 2025 weiterführen können“,

sagte die Gesundheitsreferentin. Ihr Ziel ist es jedenfalls, die Pflegenahversorgung flächendeckend in ganz Kärnten umzusetzen.

„Wir sind auf einem wirklich hervorragenden Weg. Ich hätte mir bei unserem Start 2019 nicht gedacht, dass wir heute schon bei knapp 100 Gemeinden liegen. Kärnten ist damit haushoch an der Spitze – wir haben große Vorarbeiten geleistet.“

Wie gut die Pflegenahversorgung bei den Menschen ankommt, schilderte DGKP Silvia Fellner: Sie ist in vier Gemeinden im Lavanttal tätig – in drei Gemeinden als Pflegenahversorgerin, in einer Gemeinde als Community Nurse.

„Es war von Beginn an ein produktives und erfolgreiches Arbeiten. Schon nach kürzester Zeit haben sich Klienten oder deren Angehörige aktiv bei mir gemeldet. Auffallend ist, dass sich auch immer öfter Hausärzte an mich wenden und mir Kontakte vermitteln“,

so Fellner. Fellner sucht die Betroffenen dann zu Hause auf und kümmert sich um deren Anliegen.

„Es geht sehr oft um das Pflegegeld oder um Fragen, wie man zu finanziellen Förderungen oder zu Sachleistungen wie beispielsweise einem Pflegebett kommt.“

Ein riesiges Thema seien aber Einsamkeit und Isolation sowie die Entlastung pflegender Angehöriger, erzählte Fellner. Hier könne sie in ihren vier Gemeinden sehr viel bewegen:

„Mir stehen 43 Ehrenamtliche zur Seite, mit denen wir unsere Klienten betreuen können.“

Tatsächlich ist das „Projekt Ehrenamt“ ein Herzstück der Pflegenahversorgung. Die Ehrenamtlichen werden geschult, sie werden vom Land versichert und erhalten ein Kilometergeld.

„Gemeinsam gelingt es uns, älteren Menschen Gesellschaft zu leisten, sie zum Einkaufen, in die Apotheke, zum Arzt zu begleiten“,

berichtete Margit Maier, die seit 2022 als Ehrenamtliche tätig ist.

„Meine Eltern sind selbst pflegebedürftig. Ich weiß, wie glücklich man als pflegende Angehörige ist, wenn einem geholfen wird. Das wollte ich dann weitergeben“,

so Maier.

„Die Menschen blühen richtig auf, sie sind glücklich“,

sagte Maier. Einen Schwerpunkt setzt sie in ihren ehrenamtlichen Stunden auch in Gedächtnistraining, Musizieren, Spielen und Spazierengehen.
„Überwältigt“ zeigte sich Landesrätin Prettner vom Erfolg des Modelles „Ehrenamt in der Pflegnahversorgung“.

„Es ist unfassbar, welchen hohen Zuspruch und großen Zulauf dieses Ehrenamt-Modell hat: Ohne es großartig beworben zu haben, haben wir in unseren 94 Pflegenahversorgungsgemeinden bereits 600 Ehrenamtliche. Wir knüpfen ein Netzwerk gegen die Einsamkeit, ein Netzwerk für die Pflege vor Ort“,

so Prettner. Sie ist überzeugt:

„Mit dieser präventiven Pflegebetreuung direkt in den Gemeinden haben wir einen der wichtigsten Schritte für die Zukunft des Pflegewesens gesetzt. Daran wird Kärnten festhalten und die Struktur sukzessive weiter ausbauen.“

Quelle: LPD Kärnten