Land Kärnten vergibt zwei Stipendien für die Fachausbildung Gebärdendolmetschen

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Im Zuge der Umsetzung der Strategie für Lebenslanges Lernen (LLL) in Kärnten, die im Vorjahr als „Living Paper“ durch die damals zuständige Referentin Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig auf den Weg gebracht wurde, kommt dem Thema Inklusion besondere Bedeutung zu.

„Kärnten ist beim Thema Inklusion federführend: Mit unserem Landesetappenplan für Menschen mit Behinderung setzen wir als erstes Bundesland die UN-Menschenrechtskonvention um. Eine der vielen darin enthaltenen Maßnahmen ist die Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung beim Zugang zu Bildung und allgemeinen Informationen. Es freut uns, dass wir nun eine neue Maßnahme in diesem Bereich präsentieren dürfen: Das Land Kärnten vergibt zwei Stipendien für die Fachausbildung Gebärdendolmetschen, welche im Studienjahr 2023/24 begonnen wird“,

so die für Chancengleichheit zuständige Landesrätin Beate Prettner und die für Erwachsenenbildung verantwortliche Landesrätin Sara Schaar.

Mangel an Gebärdensprach-Dolmetscherinnen bzw. -Dolmetschern

Tatsächlich sind Gebärdensprach-Dolmetscherinnen bzw. -Dolmetscher in ganz Österreich Mangelware. In Kärnten arbeiten drei Personen in diesem Bereich. Der Bedarf werde nicht ausreichend gedeckt, so der Gehörlosenverband Kärnten als Interessenvertretung für rund 500 hörbeeinträchtigte Menschen. Gründe dafür sind einerseits die äußerst komplexe und herausfordernde Ausbildung, andererseits die hohen Kosten.

„Durch die Stipendienvergabe wollen wir mehr Menschen motivieren, diese komplexe Ausbildung zu absolvieren. Wir brauchen dringend mehr zertifizierte Gebärdensprach-Dolmetscherinnen bzw. -Dolmetscher, um Menschen mit Behinderung, speziell mit Hörbehinderung, einerseits (Weiter-)Bildung und insgesamt eine chancengleiche Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen“,

sagen Prettner und Schaar.

Zwei Stipendien in Form einer Individualförderung

Die Fachausbildung Gebärdensprachdolmetschen wird in Linz vom Gehörlosenverband Oberösterreich (GESDO) angeboten. Vergeben werden nun zwei Stipendien für die dreijährige Ausbildung in Vollzeit in Form einer Individualförderung. Die Höhe eines Stipendiums beträgt 30.000 Euro pro Person und Lehrgang und wird in mehreren Teilbeträgen ausgezahlt. Ein Kriterium für die Gewährung des Stipendiums ist, dass nach erfolgreichem Abschluss des Lehrgangs drei Jahre lang in Kärnten in diesem Bereich gearbeitet wird.

„Der Zugang zu Bildung ist ein Menschenrecht. Für echte Chancengleichheit und Inklusion müssen Gehörlose die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Das gilt fürs lebenslange Lernen ebenso wie für jegliche Alltagssituation, in der Gebärdensprache benötigt wird“,

so Schaar.

Bedarf ist hoch

Dagmar Schnepf, Obfrau des Gehörlosenverbandes Kärnten, befürwortet die nun ausgeschriebenen Stipendien sehr:

„Das Kärntner Chancengleichheitsgesetz bietet bereits einen großartigen Rahmen für gehörlose Menschen, um am gesellschaftlichen Leben barrierefrei teilhaben zu können. Auch das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz verpflichtet die Anbieter öffentlicher Dienstleistung zur Bereitstellung von Gebärdensprachdolmetschung, aber die wenigen Dolmetscherinnen und Dolmetscher können den Bedarf nicht abdecken. Das Stipendium ist auch daher sinnvoll und notwendig.“ 

Die Antragstellung für die Stipendien mittels Bewerbungsformular hat bis spätestens 31. Oktober 2023 zu erfolgen.
Alle Unterlagen findet man hier unter „Aktuelles“: wissenslandkarte.ktn.gv.at
Quelle: LPD Kärnten